Arten der Behandlung weiblicher Unfruchtbarkeit
Sobald die Ursache der Unfruchtbarkeit feststeht, kann die Behandlung beginnen. Wir beginnen immer mit einfachen Methoden und fahren mit komplizierteren Methoden fort. Soweit die Situation es erfordert, nehmen wir auch notwendige operative Eingriffe vor.
INTRAUTERINE INSEMINATION (IUI)
IUI ist eine nichtinvasive Methode, die bei Frauen nur im Fall zumindest eines durchgängigen Eileiters und bei Männern bei normalen oder leicht verringerten Spermiogramm-Werten eingesetzt werden kann. Es können auch Spermien eines Spenders verwenden werden. Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei dieser Methode ist jedoch geringer als bei Anwendung der In-vitro-Fertilisierung.
Mithilfe dieser Methode versuchen wir, den immunologischen Unfruchtbarkeitsfaktor zu umgehen (Vorhandensein von Antikörpern gegen Spermien), indem zum Ovulationszeitpunkt mittels einer dünnen Kanüle modifiziertes, kapazitiertes Sperma in die Gebärmutterhöhle eingeführt wird.
Es handelt sich um einen ambulanten Eingriff, der schmerzfrei ist und keine Anästhesie erfordert. Die Patientin kann eine Stunde nach der Applikation nach Hause gehen. Zu Hause müssen keine besonderen Maßnahmen beachtet werden.
IN-VITRO-FERTILISIERUNG (IVF)
Die bereits seit 1978 eingesetzte Methode stellt eine erfolgversprechende Lösung für viele kinderlose Paare dar. Die Befruchtung, zu der es normalerweise in den Eileitern kommt, erfolgt unter bestimmten, streng festgelegten Bedingungen künstlich im Labor. Der gesamte Prozess von der Befruchtung der Eizelle über die Kultivierung der Embryonen bis hin zum Transfer eines geeigneten Embryos in die Gebärmutterhöhle dauert 48 - 120 Stunden.
Vor dem Eingriff werden Hormonpräparate verabreicht, die die Eierstöcke zu erhöhter Aktivität anregen. Ziel ist es, mehr als eine reife Eizelle (Oozyte) zu erhalten, um so die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu erhöhen.
Die Eizelle entnehmen wir zum Zeitpunkt ihrer höchsten Fertilität (d. h., wenn sie befruchtungsfähig ist), und zwar mittels Vaginalpunktion unter direkter visueller Kontrolle mithilfe von Ultraschall unter kurzzeitiger Vollnarkose.
Die menschliche Eizelle befindet sich in der abgesaugten Follikularflüssigkeit (hier ist notwendig darauf hinzuweisen, dass nicht jeder Follikel eine Eizelle enthalten muss). Wir übertragen sie in ein Nährmedium im Reagenzglas, das unter mutterleibsähnlichen Bedingungen (bei einer Temperatur von 37 ºC und 5 % CO2-Konzentration aufbewahrt wird).
Während die Eizelle zur Reifung (Maturation) in die Kultivierungskammer kommt, ist es wichtig, eine Ejakulatprobe zu erhalten (eine hochwertige Spermaprobe enthält mehr als 20 Mio. Spermien pro Milliliter, von denen mehr als 50 % gut beweglich sind). In die Eizelle gelangt nur ein Spermium.
Es kommt zur Ingangsetzung der ersten Entwicklungsstufe des Embryos. Innerhalb von 48 Stunden teilt sich die Eizelle zwei Mal, d. h., der sich entwickelnde Embryo besteht dann bereits aus vier Zellen (Blastomer). Auch hier funktioniert die natürliche Selektion, da sich nur einige der ursprünglich fertilisierten Oozyten weiterentwickeln.
Dann werden die Embryonen mittels einer speziellen Kanüle zurück in die Gebärmutter übertragen. Die Genauigkeit der Platzierung der Embryonen wird mittels Ultraschall kontrolliert. Der Embryotransfer ist schmerzfrei, erfordert also in der Regel keine Anästhesie. Der heutige Trend ist die Einpflanzung nur eines aussichtsreichen Embryos, um Mehrlingsschwangerschaften vorzubeugen. Nach individueller Konsultation der Patientin mit einem Embryologen können wir auch zwei Embryonen einpflanzen, wodurch die Chance steigt, dass sich zumindestens einer in der Gebärmutter einnistet. Genau wie bei der natürlichen Fertilisierung entscheidet auch hier die Natur, welcher Embryo sich zu einem Fötus weiterentwickelt.
IN WELCHEN FÄLLEN IST DIE IVF-METHODE UNUMGÄNGLICH?
- gestörte Eierstockfunktion
- Nichtdurchgängigkeit der Eileiter
- ungenügende Menge gut beweglicher Spermien im Ejakulat des Partners
- immunologischer Faktor
- genetische Indikation
Mikromanipulationstechnik, die darin besteht, dass das Spermium mittels einer gläsernen Nadel (unter dem Mikroskop) ins Zytoplasma der Eizelle eingebracht wird.
Sie hilft insbesondere Paaren, bei denen das Sperma des Partners deutlich schlechtere Werte aufweist. Im Falle mikrochirurgischer Entnahme von Spermien (TESE) ist sie die einzig mögliche Lösung.
Des Weiteren findet die Methode ICSI Verwendung bei Paaren, bei denen es bei beim vorhergehenden Versuch einer IVF zu keiner Befruchtung und Furchung einer Oozyte gekommen ist. Sie wird auch im Falle des Erhalts einer niedrigen Anzahl von Oozyten sowie bei Befruchtung durch Spender-Spermien empfohlen.
Diese Methode nutzt die natürliche Bindung reifer Spermien an den Cumulus oophorus der Eizelle im Prozess der In-vitro-Fertilisierung. Zur Befruchtung werden nur Spermien ausgewählt, die unter idealen Bedingungen die Eizelle auf natürlichem Wege befruchten würden. Ausgangsmechanismus für die Selektion ist die Bindung der Spermien an den Stoff Hyaluronan, der sich an den die Eizelle umgebenden Zellen befindet. Solcher Bindungen sind nur Spermien mit Rezeptoren für diesen Stoff fähig, der sich an der Oberfläche ausschließlich reifer Spermien findet.
Die Methode wird empfohlen bei niedriger Fertilisierung nach Anwendung der ICSI-Methode, nach wiederholten Fehlgeburten oder mehrfach erfolglosen Embryotransfers. Sie kann die Methode der Wahl bei schwerer Teratozoospermie sein.
Methode, bei der die perspektivreichsten Embryonen für die Übertragung in speziellen Medien für eine Dauer von 96 - 120 Stunden kultiviert werden. Ihr Vorteil besteht in der Möglichkeit der Auswahl des perspektivreichsten Embryos für den Embryotransfer (eine längere Kultivierungsdauer hilft bei der Selektion von Embryonen mit geringerem Wachstumspotenzial). Embryonen im Blastozysten-Stadium nach verlängerter Kultivierung erhöhen statistisch die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft.
Diese Methode wird meist bei älteren Patientinnen eingesetzt, bei denen die Hülle des Embryos (Zona pellucida) so stark ist, dass sie dessen Freisetzung und Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut verhindert.
Modernste, eine genaue genetische Untersuchung des Embryos noch vor seinem Transfer in die Gebärmutter ermöglichende Methode. Den Embryonen werden mittels einer speziellen Glaskapillare 1-2 Zellen entnommen und gezielt im genetischen Labor untersucht. Embryonen mit genetisch normalem Befund werden in die Gebärmutter übertragen. Dank dieser Methode entfällt oft die Notwendigkeit der Unterbrechung einer erfolgreichen Schwangerschaft aufgrund des Auftretens angeborener Fehlbildungen. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchung sind innerhalb von 48 Stunden nach der Entnahme bekannt, wenn der Embryo sich im Idealfall soweit erholt hat, dass er zur Implatition bereit ist.
Unter Kryokonservierung wird der Prozess des Tieffrierens von Zellen oder Gewebe und deren Verwendung nach dem Auftauen im Prozess der assistierten Reproduktion verstanden. Zum Einfrieren werden entweder spezielle Geräte verwendet, die eine langsame, computergesteuerte Abkühlung der Probe gewährleisten, oder das Einfrieren erfolgt durch sog. Vitrifikation (Verglasung), wobei im Gegensatz zur erstgenannten Methode die Probe im Kryoprotektivum sehr schnell in flüssigen, -196 °C kalten Stickstoff getaucht wird. Darüber, welche Methode sich für konkrete Fälle eignet, entscheidet der Embryologe.
Zurzeit werden normalerweise eingefroren:
EMBRYONEN
Jeder Embryo kann bei -196 ºC eingefroren und langfristig in flüssigem Stickstoff aufbewahrt werden. Das Einfrieren ermöglicht die spätere Verwendung der Embryonen im Falle eines negativen Ergebnisses einer vorhergehenden IVF, ohne dass eine weitere Hormonstimulation oder Entnahme von Eizellen notwendig ist.
SPERMIEN
Auch sie werden eingefroren und in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Das Einfrieren von Spermien kann vor einer onkologischen Behandlung genutzt werden, bei einer Verschlechterung der Spermiogramm-Werte oder bei Abwesenheit des Partners zum Zeitpunkt der Oozyten-Entnahme.
OOZYTEN
Heute können in flüssigem Stickstoff auch Eizellen aufbewahrt werden, obgleich bei dieser Technik noch so einige Schwierigkeiten auftreten, so dass sich ein gutes Entwicklungspotenzial nicht garantieren lässt. Diese Methode wird beispielsweise vor onkologischen Behandlungen eingesetzt.